Kamagurka

HOW TO BECOME A GERMAN - DIE DEUTSCHWERDUNG DES KAMAGURKA

Kamagurka, bürgerlich Luc Zeebroek, geboren 1956 in Nieuwpoort, gilt als der Erfinder und alleinige Vertreter des belgischen Humors. Mit unzähligen Cartoons, Comics, Gemälden, Fernsehsendungen, Bühnenshows und Aktionen hat er sich über die Jahrzehnte sein Heimatland untertan gemacht und durch schiere Produktivität eine unbezwingbare Monopolstellung in der niederländischsprachigen Welt erobert. Ausstellungen, zwei tägliche Cartoons in wichtigen flämischen Tageszeitungen, Journalismusparodien in der belgischen Fernsehzeitschrift Humo, Bücher und Artikelpublikationen in allen bekannten internationalen Satire- und Kulturmagazinen, vom Punch über Charlie Hebdo und TITANIC bis hin zum New Yorker, vor allem aber sein rabenschwarzer Humor haben ihn nicht nur in seiner Heimat Belgien, sondern in der ganzen Welt bekannt gemacht.

Wer Niederländisch spricht, kennt Kamagurka. Alle anderen haben ihn gefälligst kennenzulernen. Um Kamagurka auch in Deutschland bekannter zu machen, initiierte das Caricatura Museum Frankfurt ein weltweit einzigartiges museales Projekt: die künstlerische Einbürgerung eines Cartoonisten. Denn Deutsche akzeptieren bekanntlich nur andere Deutsche als ebenbürtig – um also als Humorist bestehen zu können, musste Kamagurka selbst Deutscher werden; nur so konnte er die Anerkennung seiner neuen Landsleute finden.

Kamagurka bezog daher während seiner Ausstellung in Frankfurt Quartier und stellte sich verschiedenen Aufnahme­prüfungen, die seine Begabung für klassische deutsche Sekundärtugenden wie Pünktlichkeit oder Disziplin prüften. Diese Leistungen wurden in der Ausstellung dokumentiert, die auch sein bisheriges Werk im Sinne dieser Tugenden analysierte. Nebenbei sollten auf diese Weise Klischees über Deutschland und seine Einwanderer, die Schwierigkeiten der Übersetzbarkeit von Komik sowie der Gedanke der europäischen Freizügigkeit grotesk-komisch verarbeitet werden.

English Version:
Luc Zeebroek, born 1956 in Nieuwpoort, better known as Kamagurka, is considered the sole inventor and single most important representative of Belgian humour. By virtue of sheer productivity and a plethora of cartoons, performance projects, comics, paintings, tv and stage shows, he quickly conquered the Dutch-speaking world, creating a Kamagurka monopoly for nearly all the comical arts. Today, Kamagurka is published daily in two Flemish news-papers, weekly in “Humo” magazine and in nearly every other satirical or cartoon periodical around the world, be it the “New Yorker” in the United States, “Punch” in Great Britain, “Charlie Hebdo” in France or “TITANIC” in Germany. Every Dutch-speaking person knows Kamagurka. Everybody else should get to know him. Really!

To increase the number of his German and international fans, the caricatura museum frankfurt has initiated an unique artistic project, the symbolic naturalization of a cartoonist – Kamagurka will become a German! For it is a well-established fact that Germans only accept other Germans as their equals; therefore, Kamagurka will live in Frankfurt during his expositi-on, artistically applying for citizenship by demonstrating his proficiency in the classical Prussian virtues: punctuality, discipline, diligence etc. His efforts will be documented by the exposition, which is also structured according to these vir­tues – aiming to comically deconstruct clichés about Ger-many and its immigrants, the difficulties of translating humour and the growing pains of an expanding European Union.

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